Tränenpapier

Erwin Einzinger, Skizzen auf Tränenpapier

Das Thema sich kreuzender Linien hatte ich schon in früheren Arbeiten benutzt und hier noch einmal aufgenommen. Dieses Mal allerdings mit gedruckten gestrichelten Linien. Man kennt solche Linien als Markierungen, an denen entlang geschnitten oder gefalzt werden soll, oder als Kennzeichnung einer Fläche, in die etwas eingeklebt werden soll. Die Beschaffenheit des dünnen, fast transparenten Papiers (es ist ein billiges, einfaches Papier, das aus einer spanischen Bäckerei stammte und dort normalerweise zum Einwickeln von Brot benutzt wurde) gibt dem Heft eine gewisse Räumlichkeit und Tiefe. Linien, Textblöcke und Collageflächen überschneiden und durchdringen sich über mehrere Seiten hinweg. An der Oberfläche noch klar und deutlich, verschwinden sie allmählich in der Tiefe der übereinanderliegenden Seiten. Jedes Umblättern ergibt eine neue Konstellation. Für die Collagen habe ich verschiedene Materialien verwendet: Fotos aus Zeitschriften, Original-Landkarten, aber auch Blattgold und ein Stück getrocknetes Baumblatt. Ein Stück Original-Gaze und die Abbildung von Stoff aus einer Zeitschrift stehen sich gegenüber: Original und Abbild. Alles wurde in Form geschnitten und eingepasst, wie von den Linien vorgegeben: Ausschnitte. Ausschnitte sind auch die 14 kurzen Texte von Erwin Einzinger. Momentaufnahmen aus dem Alltag. Sie sind seinem Buch Das Ideal und das Leben entnommen, das 1988 im Residenz Verlag erschienen ist und viele kurze, in sich abgeschlossene Texte enthält. Der Titel Skizzen auf Tränenpapier wurde dem Text Oder hier entlehnt. Der Pappschuber zitiert mit zwei Perforations-Stanzungen noch einmal die gestrichelten Linien des Heftes.


30 Seiten, Handsatz und Buchdruck, Heft in Pappschuber, 19 x 28,5 cm

42 drucknummerierte und signierte Exemplare. Lahnstein 1990.



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